— Hier brannten schon 100 Jahre lang die Feuer in den Öfen der Schwerindustrie. Ein Ort, wie geschaffen für die Kombination aus Design und Feuerstelle. Und für eine junge Familie, die das Leben in Kopenhagen genießt. —
Das Gebiet Islands Brygge ist ein alter Industriehafen in Kopenhagen. Die Gebäude liegen hier weit auseinander, stehen nahezu isoliert und wenn der Wind in Dänemarks Hauptstadt mal wieder heftiger weht, pfeift der Luftzug mit Wucht zwischen den Bauwerken hindurch. Ein Ort, wie geschaffen für die Kombination aus Design und Feuerstelle.
Tatsächlich brannten hier schon 100 Jahre lang die Feuer in den Öfen der Schwerindustrie. Heute besteht das Areal zu 50 Prozent aus modernen Privathäusern und zu 50 Prozent aus Gewerbe. Früher Industrie, heute Interieur: Viele der schweren Industriemaschinen wurden bereits weggeräumt und neues Leben hielt Einzug. Es ist eine inspirierende Umgebung, inmitten traditioneller Manufakturen, Möbelwerkstätten und Galerien. In diesem aufstrebenden Bezirk auf der Ostseite des Hafens von Kopenhagen fand ein Designerpaar ein urbanes Loft. Zusammen mit ihren Zwillingstöchtern wollten Morten Bo Jensen und seine Freundin Kristina May Olsen weiterwachsen – sowohl geografisch als auch stilistisch. So kauften sie das Bauwerk, das vormals eine Bleistiftfabrik von Viking war.
Daher haben wir uns auch für einen solitären Kamin sowie integrierte Bücherregale und eine Holzlagerstätte entschieden …
Eine Reminiszenz an die frühere Funktion des Gebäudes findet sich bereits im Flur – ein Kunstwerk aus oval angerichteten Bleistiften auf weißer Leinwand. Noch präsenter und auch bedeutender für den Erwerb der Immobilie war allerdings die offene Struktur des Lofts. „Die Räumlichkeiten sind ein Resultat unserer Überlegungen, wie man Platz am effektivsten optimiert“, sagt Morten. Er hatte bereits lange vor dem Einzug begonnen, die Wohnung skizzenhaft aufzuteilen – in spezifische Zonen für Schlafen, Essen, Bad und den Wohnbereich mit Kamin. Das Gefühl der Weite in diesem offenen Raum wird verstärkt durch den immensen Lichteinfall, die Schiebetüren und die ewig langen Bodendielen, die den kompletten Raum durchkreuzen. „Daher haben wir uns auch für einen solitären Kamin sowie integrierte Bücherregale, Kleider- und Wandschränke entschieden. Auf diese Weise setzen wir jede Menge Fläche frei, die den Raum öffnet“, sagt Morten.
Morten Bo Jensen ist Chefdesigner bei der dänischen Designmarke Vipp, Kristina May Olsen ist Grafikdesignerin. Beide sehen in ihrem Beruf auch eine Berufung und ihnen liegt die Ästhetik im Blut. „Da es meine Passion ist, mit Design-DNA zu arbeiten, genieße ich es, an einem Ort zu leben, der so funktional und zusammenhängend ist“, sagt Morten. Er bringt damit zum Ausdruck, wie wichtig ihm die visuelle Ruhe sowie die tägliche Effizienz ist. Das Apartment wurde bis auf das Grundgerüst ausgeräumt und Mortens Plan war simpel: Die Funktion und die Effizienz müssen die Startpunkte sein – sowohl in der Architektur als auch in der Location und im Interieur. So gibt es nur eine Sofa-Landschaft, statt deren drei, und das Regal zwischen Sofa und Esstisch ist nicht nur Stauraum und Aufbewahrungsort für Pflanzen, sondern zugleich auch Raumtrenner.
Das Paar designte ebenso das gigantische Lager für das Kaminholz an der Seitenwand des Lofts, das eine gemütliche Atmosphäre erzeugt. Fast schon ornamental wirkt dieses Element und spielt mit den Naturgewalten von Holz und Feuer. Der effektvoll daneben platzierte Ofen mit seinem sich gen Himmel streckenden Ofenrohr wirkt auf eine fast schon subtile Art und Weise als Ergänzung zu dieser überdimensionalen Holzlagerstätte, die auf farblich einen natürlichen Akzent zu setzen weis. Handwerk trifft auf Haushalt. Für den Familienvater sind solche Designs auch eine Bestätigung der eigenen Arbeit, im persönlichen Design zu leben: „Ich fühle mich gesegnet, dass ich mit Möbeln leben kann, die ich selber entworfen habe.“ Die Dänen nennen das Hygge, wir würden das Lebensgefühl wohl mit Wohlbefinden verbreiten beschreiben.
Die Liebe zur Location entstand auch aus der Nähe zum Fluss. Sowohl Morten als auch Kristina wuchsen in der Vorstadt auf, sind Fans von Outdoor-Aktivitäten, egal ob Schwimmen an einem Sommermorgen oder Schlittenfahren im Winter. Die Islands Brygge ist auch eine ideale Stelle, die das private Anwesen mit der Arbeit verknüpft: Morten braucht mit dem Fahrrad nur zehn Minuten zum Arbeitsplatz; zudem durchläuft das urbane Territorium eine Transformation, immer mehr junge und kreative Familien aus den Bereichen Design, Fotografie und Film ziehen hierher. „Es ist wirklich interessant, wie die Gebäude und die Architektur bestimmte Leute anzieht“, sagt Morten lachend. Es brauchte aber auch ein bisschen Glück und jede Menge Geduld, um eine urbane Wohnung in der Größe eines Vorstadthauses zu finden. „Am Wochenende setzten wir uns oft ins Auto und fuhren am Meer entlang“, erzählt der Hausherr, „am Ende wussten wir, dass dies der perfekte Platz für uns in Kopenhagen ist.“